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Besinnlich und unterhaltsam

Bei der ersten Veranstaltung nach dem Lockdown erleben die Besucher Einfühlsames durch Lyrik und Musik in Härings Kulturcafé. 

Claudia Zimmer und ihre Musiker boten einen vergnüglichen Abend. Bild: Joachim Westendorf

Schwenningen. Das Programm versprach „Stille und andere Nächte“, damit lud das Tübinger Trio von Claudia Zimmer (Gesang und Rezitation) und ihrer Band, dem kurzfristig eingesprungenen Andreas Fischer am Piano und Wolfgang Heinzelmann am Bass, zu einem anspruchsvollen und vergnüglichen Abend ein. Das Ohrenspitzen lohnte, für die feinen jazzigen Klänge genauso wie für das sprachliche Menü.

Zarte Mimik, feine Gesten

So wurde es tatsächlich ein besinnlich unterhaltsamer Abend mit erstaunlich vielen Gedichten von Eichendorff, Lenau, Anna Ritter, Ringelnatz und Bettina Wegener. Weiter mit Songs und Chansons von Gershwin, Porter, Kreisler und Hildegard Knef wurde es in der Summe eine abwechslungsreiche Melange.

Claudia Zimmer beherrscht mit sicherer Stimmlage die sprachliche wie musikalisch-gesangliche Darbietung, auch leise gut verständlich, klar. Untermalt durch Körpersprache, zarter Mimik, feinen Gesten und wenigen Requisiten bleibt der Fokus beim gesprochenen und gesungenen Wort. Dies alles auswendig, einem langen Schauspiel gleich, vorgetragen, überzeugend, mitfühlend, seufzend, verliebt: ja die Nächte können es in sich haben.

Das Trio bot eine lange Kette von an die 40 kleinen Perlen, Programmnummern mit Liebessehnen und Liebesschmerz, Himmel und Sterne, du und ich, Wünschen und Phantasien, Stille und Kühle, bis hin zur Nacht hinter Gittern.

Subtiler Witz

Die Zuhörer sind gefordert, der subtile Witz, die kleine Skurrilität, das schmachtende Sehnen oder sogar üble Verwünschungen kommen zum Ausdruck. Da bleibt man angeregt und hellwach dabei. Sei es beim Gang durch die nächtliche Stadt, „erinnerst du dich…, wir fanden uns nicht mehr“, ein nachdenklicher Song. Zur Abwechslung auch französisch mit „C'est bon“ und englisch „Moon at all“. Andreas Fischer und Wolfgang Heinzelmann zauberten ebenso einfühlsam wie präzise an Piano und Bass den melodiereichen Background oder die passenden Soli, im Duo wie im Trio mit Gesang.

Für den Weg nach Hause eine Zusammenfassung im Eichendorff-Gedicht: Nacht ist wie ein stilles Meer… so wie das stille Wellenschlagen im Herzen. Ist die Nacht vorbei, darf das Loblied auf das warme Bett nicht fehlen, „und dennoch steht man alle Morgen auf“. Zum Ausklang dann „der“ Hit der Knef: „Für mich soll's rote Rosen regnen“. Ein Kleinkunstabend mit großer Kunst, wirklich.

Joachim Westendorf, Südwestpresse/ Die Neckarquelle 21. September 2021